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Erotikgewerbe in der Schweiz: Fakten, Vorurteile und die Realität der Arbeitsbedingungen

Veröffentlicht am 16.02.2025 12:00
Review – sex work is real work

Im Herzen Europas, wo alpine Ruhe auf fortschrittliche Gesetzgebung trifft, steht die Schweiz als Beispiel dafür, wie ein Land die komplexe Landschaft der Gesetze im Erotikgewerbe navigieren kann. Seit der Legalisierung der Sexarbeit im Jahr 1942 hat das Land ein umfassendes Regelwerk entwickelt, das darauf abzielt, die Rechte der Sexarbeiterinnen zu schützen und gleichzeitig öffentliche Gesundheits- und gesellschaftliche Bedenken zu berücksichtigen. Doch während die Debatten über strengere Vorschriften und die Rechte von Sexarbeiterinnen anhalten, steht die Schweiz vor der Herausforderung, Fortschritt und Schutz in Einklang zu bringen und sicherzustellen, dass ihr Ansatz sowohl menschlich als auch effektiv bleibt.

Die Wahrnehmung der Erotikbranche in der Schweiz

Eine aktuelle Umfrage mit 3466 Teilnehmenden zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Befragten eine direkte oder indirekte Verbindung zur Branche hat. So gaben 71,2 % der Befragten an, Kunden von sexuellen Dienstleistungen zu sein, während 14,4 % selbständig in der Branche tätig sind und 8,6 % in Clubs oder Studios arbeiten. Diese Zahlen belegen, dass die Branche in der Gesellschaft tief verankert ist und nicht als Randphänomen betrachtet werden kann.

Gesetzliche Regulierung und ihre Auswirkungen

Die Schweizer Erotikbranche, die weltweit als Vorbild für regulierte Sexarbeit gilt, zeigt, dass eine durchdachte Gesetzgebung Sicherheit, Eigenverantwortung und wirtschaftliches Wachstum fördern kann. Neben den bekannten “Sexboxen” und Massagestudios gibt es auch eine Vielzahl von bewilligten Räumlichkeiten mit Betriebserlaubnis, die strengen gesetzlichen Vorgaben unterliegen. Diese Betriebe müssen umfassende Transparenz gegenüber den Behörden gewährleisten. Beispielsweise sind in Kantonen wie Zürich und Luzern Erotikbetriebe behördlich genehmigt und unterliegen regelmässigen Kontrollen.

Doch reichen die aktuellen Vorschriften aus? Laut der Umfrage glauben 40,6 % der Befragten, dass die aktuellen Kontrollen und Vorschriften ausreichen, um die Sicherheit und Rechte der Sexarbeiterinnen zu gewährleisten. 28,8 % sind sich unsicher, während 24,9 % strengere Regelungen fordern und nur 5,9 % für weniger restriktive Vorschriften plädieren. Diese Zahlen zeigen, dass die Mehrheit der Menschen das aktuelle System als angemessen empfindet, jedoch weiterhin Optimierungsbedarf besteht.

Diskriminierung und gesellschaftliche Akzeptanz

Trotz der gesetzlichen Anerkennung von Sexarbeit erleben Sexarbeiterinnen in der Schweiz weiterhin Stigmatisierung. Sexarbeiterinnen erhalten beispielsweise keine Kredite, keine Wohnungen zum Wohnen oder werden von Versicherungen sowie Banken abgelehnt. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass sie eine legale Arbeit ausüben, Steuern zahlen und Sozialabgaben leisten. Eine echte Gleichstellung ist nach wie vor nicht gegeben. 47 % der Befragten geben an, dass Prostitution nach wie vor diskriminiert wird. 36,7 % sehen zwar eine steigende Anerkennung, betonen jedoch, dass es noch erhebliches Verbesserungspotenzial gibt. Nur 10,9 % der Teilnehmenden glauben, dass die Branche vollständig akzeptiert ist. Diese Ergebnisse untermauern die These, dass es trotz der gesetzlichen Regulierung weiterhin eine gesellschaftliche Barriere gibt, die Sexarbeiterinnen in ihrem Alltag stark beeinflusst.

Entwicklungen in Deutschland: Ein warnendes Beispiel?

In Deutschland ist die Prostitution seit 2002 legalisiert. Jetzt, 23 Jahre später, fordern diverse Politiker, insbesondere aus der CDU, CSU und SPD, ein Sexkaufverbot. Während die CDU und CSU dieses bereits in ihr aktuelles Wahlprogramm aufgenommen haben, wird innerhalb der SPD noch darüber diskutiert, ob es aufgenommen werden soll. Das Verbot basiert auf dem sogenannten Schweden-Modell, bei dem der Kauf sexueller Dienstleistungen strafbar ist. Interessanterweise zeigen aktuelle Zahlen, dass die Anzahl der in Deutschland nach dem Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) gemeldeten Sexarbeiterinnen Ende 2023 bei etwa 30.600 lag – ein Anstieg von 8,3 % gegenüber dem Vorjahr. Dennoch bleibt diese Zahl weit unter dem Niveau von 2019, als es noch 40.400 gemeldete Prostituierte gab. Dies deutet darauf hin, dass strengere Regulierungen keinen Rückgang des Gewerbes bewirken, sondern es eher in die Illegalität drängen könnten.

In Schweden wurde das sogenannte “Nordische Modell” bereits 1999 eingeführt, um den Kauf sexueller Dienstleistungen zu bestrafen, während der Verkauf weiterhin erlaubt ist. Das Ziel war es, Menschenhandel und Ausbeutung zu reduzieren. Doch Berichte zeigen, dass Prostitution weiterhin existiert und sogar in verdecktere, gefährlichere Arbeitsbedingungen gedrängt wurde. Studien und Aussagen von Berufsverbänden belegen, dass sich das Risiko für Gewalt und Menschenhandel für Sexarbeiterinnen erhöht hat, da der illegale Markt nun schwerer zu kontrollieren ist. Zudem fehlen belastbare Statistiken über das tatsächliche Ausmass der Prostitution, da offizielle, legale Standorte fehlen und Betroffene vermehrt im Verborgenen arbeiten.

Welche Massnahmen sind notwendig?

Eine der wichtigsten Fragen in der aktuellen Debatte ist, welche Massnahmen ergriffen werden sollten, um die Situation der Sexarbeiterinnen in der Schweiz nachhaltig zu verbessern. Laut der Umfrage sind sich 42,9 % der Befragten einig, dass die Anerkennung von Sexarbeit als legale Erwerbstätigkeit in der Gesellschaft gefördert werden muss. 37,1 % fordern eine bessere Gesundheitsaufklärung und Prävention, während 9,7 % unsicher sind und nicht genug Informationen haben, um eine Entscheidung zu treffen. Diese Ergebnisse zeigen, dass ein erhebliches Bewusstsein für die Herausforderungen in der Branche besteht und dass viele Menschen eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz für notwendig halten.

Ein realistischer Blick auf die Branche

Die Realität der Schweizer Erotikbranche steht in starkem Kontrast zu den reisserischen Schlagzeilen, die oft in der Presse kursieren. Die Behauptung, dass Sexarbeit generell mit Menschenhandel und Zwang einhergeht, ist schlichtweg falsch. Die Umfrage zeigt deutlich, dass es die legalen, registrierten Arbeitsverhältnisse sind, die Schutz und Sicherheit bieten. Die eigentliche Gefahr besteht dort, wo in nicht bewilligten Räumlichkeiten gearbeitet wird oder der legale Rahmen umgangen wird.

In bewilligten Betrieben unterliegt alles klaren Regelungen: Arbeitszeiten, Sicherheitsmassnahmen, steuerliche Verpflichtungen und hygienische Standards werden überwacht. Wer in einem solchen Umfeld tätig ist, geniesst dieselben Rechte und Pflichten wie in jeder anderen Branche. Der Schwarzmarkt hingegen birgt Risiken, und genau dort liegt das eigentliche Problem, das politisch angegangen werden muss.

Fazit: Ein faires Bild statt falscher Anschuldigungen

Die Schweizer Gesetzgebung zeigt, dass regulierte Erotikarbeit sicher und strukturiert abläuft. Die Umfrageergebnisse untermauern die Aussagen unseres Blogbeitrags vom 10.05.2024 und widerlegen die falschen Behauptungen, die oft in den Medien kursieren. Die Diskussion um das Erotikgewerbe muss auf Fakten basieren und nicht auf Sensationsjournalismus. Nur wer illegal arbeitet oder in nicht registrierten Räumlichkeiten tätig ist, ist gefährdet – nicht diejenigen, die innerhalb des legalen Rahmens arbeiten.

Es ist Zeit, diese Realität anzuerkennen und eine faktenbasierte Diskussion über das Erotikgewerbe in der Schweiz zu führen. Die Branche braucht mehr Anerkennung, weniger Stigmatisierung und vor allem ehrliche Berichterstattung, die sich an den tatsächlichen Gegebenheiten orientiert.

Hier findest Du noch weitere Blogartikel zu diesem Thema:

https://my-ladies.ch/blog/artikel/sexarbeit-in-der-schweiz-ist-legal-und-wird-streng-reguliert

https://my-ladies.ch/blog/artikel/das-joy-house-club-interview

https://my-ladies.ch/blog/artikel/mia-may-interview


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